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13.03.2021 / cso PC-Ansicht
Lost Grounds:
Folge 25: Hubertstraße (FC Essen 85)
Dass man sich an der Hubertstraße einem besonderen Ground mit einem besonderen Ex-Nutzer nähert, merkt man heute leider nicht mehr. Alle Erinnerungen an den Vereinssport sind aus dem Umfeld des Platzes verschwunden, und auch ein Gespür für die Ausmaße der Anlage lässt sich gegenwärtig nur schwerlich entwickeln. Im Spielbetrieb, der hier in Frillendorf im Jahr 2015 eingestellt wurde, war das noch ganz anders: Da berührten die Teilkreise der Strafräume beinahe den Mittelkreis und die Seitenlinien fast den Sechzehnmeterraum. Selbst im Vergleich mit anderen Kleinstplätzen wie dem Nebenplatz im Stadion Uhlenkrug oder der Theodor-Hartz-Straße in Borbeck war die Hubertstraße ein Winzling. Aktive berichten zudem von einem merklichen Gefälle zwischen den beiden Toren, die sich noch standhaft gegen die Verrottung wehren.

Errichtet wurde der Sportplatz 1959 zusammen mit einer Turnhalle, vor der es sich in diesen Tagen die Trinkerszene Frillendorfs bequem macht. Nutzer damals: der TBV Frillendorf, um den es in einer anderen Folge gehen wird. Seinen ersten fußballerischen Schliff erhielt in dieser Anfangszeit der Hubertstraße Uwe Reinders, später ETB-Legende und Teilnehmer an der Weltmeisterschaft 1982.

Drei Jahre nach Reinders' Spanienabenteuer bezog mit dem FC Essen 85 ein zweiter Club das Gelände in Frillendorf. Hervorgegangen war diese Neugründung aus der Betriebssportgruppe FC Fuhrpark der Essener Müllentsorgung. Der Anspruch, nicht bloß ein Viertel, sondern die ganze Stadt zu repräsentieren, manifestierte sich auch in den Vereinsfarben Gelb-Blau. Trainer Rolf Langanki scharte eine schlagkräftige Truppe um sich; unter anderem wechselte Stürmer Ralf Agolli vom Oberligisten ETB Schwarz-Weiß zum FC Essen 85. Dem Durchmarsch von der C- in die A-Liga folgten weitere Aufstiege, bis es der Verein 1990 in die Landesliga gebracht hatte. Ewald Lienen, damals Trainer der MSV Duisburg Amateure, staunte nicht schlecht ob des Platzes an der Hubertstraße.

In der gleichen Saison endete der kometenhafte Aufstieg des FC Essen 85, der inzwischen auch eine zweite Mannschaft, eine Alte Herren und eine Jugendabteilung aufgebaut hatte. Ein Ersatz für den landesliga-untauglichen Platz ließ sich im Süd/Ost-Kreis nicht finden; ein Wechsel in den Nord/West-Kreis hätte den sofortigen Abstieg in die Kreisliga C bedeutet. Man war also an die Hubertstraße gebunden. Die Jugend verabschiedete sich, als direkt nebenan ein Containerheim für Flüchtlinge errichtet wurde. 2003, der FC Essen war mittlerweile in der B-Liga gestrandet, fusionierte der Club mit seinem Platznachbarn zum ESV Frillendorf 08/85. Dieser sollte zwar niemals über die Kreisliga A hinauskommen und brachte dennoch einen weiteren Nationalstürmer von der Hubertstraße hervor: Behindertensportler Andreas Timm wurde jüngst für eine beeindruckende Zahl von 102 Länderspielen mit mehr als 70 Toren vom DFB geehrt.

2015, der ESV Frillendorf geriet immer mehr in Bedrängnis, seinen Identifikationsort aufzugeben und zum FC Stoppenberg in den Sportpark Am Hallo zu ziehen, meldete sich der Verein vom Spielbetrieb ab. Die Anlage an der Hubertstraße verkommt seitdem und wartet geduldig auf eine neue Nutzung. Die Stadt plant für das Gelände, das derzeit als Schutthalde herhalten muss, unter anderem den Bau einer Kindertagesstätte zum Preis von 2.750.000€.


       
   
Fotos: cso
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