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29.05.2021 / pjg |
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Regionalliga West: Borussia Dortmund U23 - VfB Homberg 2:2 (0:1) |
Ob die Spieler des VfB Homberg die auf der VfB-Homepage veröffentlichten Vorberichte lesen? "Abgesehen vom starken Pokalauftritt in Wuppertal ist seit Wochen der Wurm im Homberger Spiel" ist da seit Donnerstag zu lesen - und heute war vom "Wurm" weit und breit nichts zu sehen. Gar nichts. Denn der Underdog vom Niederrhein trotzte am 41. Spieltag der Regionalliga West der U23 von Borussia Dortmund, die mit Rot-Weiss Essen um Meisterschaft und Aufstieg streitet, einen Punkt ab und präsentierte sich dabei einfach nur klasse. Zum Klassenerhalt reicht ein Sieg aus den verbleibenden Heimspielen gegen den FC Wegberg-Beeck und Rot Weiss Ahlen, wenn Bergisch Gladbach 09 am Dienstag in Dortmund verliert, ist man sowieso gerettet. Übrigens verdienten sich die Gelb-Schwarzen mit dem 2:2 150 Liter Bier und 150 Grillwürste, die von Fans von Rot-Weiss Essen ausgelobt worden sind - man darf gespannt sein, ob und wie das umgesetzt wird.
Gespielt wurde im altehrwürdigen Stadion Rote Erde, in dem die Borussen bis 1974 große Erfolge feiern konnten: 1956, 1957 und 1963 wurde man deutscher Meister, 1965 DFB-Pokalsieger (mit dem vor kurzem verstorbenen ehemaligen Homberger Hermann Straschitz) und 1966 Europapokalsieger. Die erfreuliche Entwicklung der "Inzidenzzahlen" - ein Begriff, den vor gut einem Jahr noch niemand kannte und den man heute nicht erklären muß - sorgte dafür, daß Publikum zugelassen war. Erlaubt waren maximal 500 Personen, die Besucherzahl des Vorjahres - 886 - konnte also nicht erreicht werden. Dennoch war die "reduzierte Leere" durchaus eine angenehme Begleiterscheinung - Geisterspiele sind öde... Gästefans war der Zutritt übrigens verwehrt, das ist bei den verbleibenden Heimspielen des VfB Homberg aber nicht anders.
Kommen wir zum Sportlichen: Trainer Sunay Acar und seine Mitstreiter Oliver Adler und Markus auf der Heiden mußten diesmal auf sieben Spieler verzichten, aber das ist in dieser Spielzeit ja nicht ungewöhnlich. Erfreulicherweise gehörten Nurettin Kayaoğlu und Samed Yesil wieder zum Kader, beide kamen im zweiten Durchgang zum Einsatz. Den Unterschied zwischen Gelb-Schwarz und Schwarz-Gelb machte schon ein Blick auf die Ersatzbänke klar: Beim VfB Homberg saßen da u.a. Luca Palla aus der Bezirksligamannschaft und A-Junior Justin Sankowski, bei den Gastgebern mit Ansgar Knauff ein Spieler, der bereits in der Champions League aufgelaufen ist. Die Gäste gingen mit einer Fünferkette ins Rennen - und die Defensive war vom Anpfiff an gefordert. Schon in der Anfangsphase brannte es zweimal im Strafraum, einmal parierte Philipp Gutkowski glänzend gegen Tobias Raschl und Justin Walker klärte mit einer tollen Grätsche gegen Steffen Tigges. Nach achtzehn Minuten tauchten die Homberger erstmals im BVB-Strafraum auf, Said Harouz agierte nach einem langen Ball zu umständlich. Dortmund blieb überlegen, aber die Gäste befreiten sich allmählich vom Druck und es gab Szenen auf beiden Seiten: Gutkowski war gegen Richmond Tachie zur Stelle (35.), Said Harouz scheiterte an BVB-Keeper Luca Unbehaun (36.), Ricardo Antonaci bremste Kolbeinn Finnson (37.). Eine Minute später erlief Kingsley Marcinek einen langen Ball und drang über links in den Strafraum ein, seine scharfe Hereingabe wurde erst nicht geklärt und dann von Finnson ins eigene Tor gelenkt - 0:1. Im Gegenzug korrigierte Finnson seinen Fehler und schob den Ball ins Tor, die Aktion wurde aber wegen einer Abseitsposition zurückgepfiffen.
Nach dem Seitenwechsel hatten die Dortmunder die erste Chance, doch das nächste Tor fiel wieder für die Gelb-Schwarzen: Clinton Asare und Marvin Lorch setzten sich auf der rechten Seite durch, Lorchs Flanke verwandelte VfB-Goalgetter Danny Rankl mit dem Kopf. Eine Minute später köpfte Rankl erneut, diesmal beförderte er eine Dortmunder Ecke aus der Gefahrenzone. Diese Szene war symptomatisch für das Spiel: Die Gäste zeigten großen Kampfgeist und warfen alles in die Waagschale, keiner war sich für irgendwelche Aktionen zu schade. Said Harouz klärte im Verbund mit Justin Walker und Kingsley Marcinek das eine oder andere Mal auf der linken Seite, gegenüber war es bei Marvin Lorch, Ricardo Antonaci und Thorsten Kogel nicht anders. Und in der Mitte agierte als "Turm in der Schlacht" Mike Koenders, der überall zu finden war und sich serienweise in die Schüsse der immer wütender nach vorne spielenden Gastgeber warf. Pierre Nowitzki und Clinton Asare standen als Doppel-Sechs in nichts nach, nicht einmal die nach einer guten Stunde immer mal wieder auftretenden Krämpfe - "Feierabendfußballer" trafen nun mal auf Profis - bremsten die Homberger aus. Wenig zu machen war beim 1:2, als Richmond Tachi auf der rechten Seite zwar gestoppt werden konnte, aber noch einmal an den Ball kam und diesen dann vehement nach innen gab - das runde Leder rutschte durch bis auf die linke Seite, wo Dominik Wanner Maß nehmen konnte und den Anschlußtreffer erzielte. Das 2:2 war noch weniger vermeidbar, nach einem Anspiel auf Steffen Tigges gingen die beiden Kapitäne Tigges und Thorsten Kogel zum Ball, was der ansonsten richtig gute Schiedsrichter David-Markus Koj als Foul des Hombergers wertete - Tigges beförderte den Ball aus siebzehn Metern "durch die Mauer" in die Maschen. Danach drängten die Dortmunder auf das 3:2, doch das Homberger Bollwerk hielt stand und die Mannschaft durfte am Ende einen verdienten Auswärtspunkt feiern.
Weiter geht es am kommenden Dienstag mit einem Heimspiel gegen den FC Wegberg-Beeck, dem zwar 200 Personen beiwohnen dürfen, zu dem es aber keinen freien Kartenverkauf geben wird - Berücksichtigung finden nur Dauer- und Spielerkarten.
VfB Homberg: Gutkowski - Antonaci, Kogel, Koenders, Walker, Marcinek - Lorch, Nowitzki (90. Yesil), Asare (70. Kayaoğlu), Harouz (81. Hirschberger) - Rankl (87. Palla)
Bank: Buer (TW), Hirschberger, Kayaoğlu, Palla, Sankowksi, Talarski, Yesil
Nicht im Kader: Armen, Jafari, Kaltak, Kücükarslan, Malcherek, Mohammad (alle verletzt), Ezekwem (gesperrt)
Tore: 0:1 (38. / ET) Finnson, 0:2 (52.) Rankl, 1:2 (63.) Wanner, 2:2 (80.) Raschl
Schiedsrichter: David-Markus Koj (SC Wegberg)
Zuschauer: 500 (ausverkauft) |
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