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06.02.2021 / cso |
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Lost Grounds: Folge 18: Rötterhoverbaum (VfB Borbeck 1919) |
Da hatte sich Uhltra jr. im wahrsten Sinne des Wortes etwas eingebrockt. Um zum ehemaligen Platz des VfB Borbeck 1919 am Rötterhoverbaum zu gelangen, musste er sich am Rand eines matschigen Feldes entlangschleichen. Die nasse Krume des Bauern und das Braun seiner Lederschuhe verschmolzen schnell zu einer Einheit. Was tut man nicht alles für seine Leidenschaft!
Dass hinter dem Rain nichts als Gestrüpp auf den Schreiber dieser Zeilen warten würde, war schon vorher klar. Und das bringt uns zu einem kleinen Exkurs in Sachen Vorarbeit: Wie kommen die Uhltras eigentlich auf ihre Lost Grounds? Erste Grundlage für den Junior ist ein alter Stadtplan aus dem Jahr 1985, auf dem auch Fußballplätze eingezeichnet sind. Im Vergleich mit dem eigenen Wissen um die Gegenwart finden sich so die Lost Grounds. Hilfreich ist auch das Geoportal Ruhr mit historischen Luftaufnahmen des Reviers - ganz liebe Grüße an den stammlesenden Großvater in Rüttenscheid, von dem dieser Tipp stammt. Im konkreten Fall war auch die Seite eines Extremhoppers aus Schönebeck anregend, der Uhltra jr. in besseren Zeiten von einem gemeinsamen Bekannten bei einem RWE-Spiel vorgestellt worden war.
Auf der heutzutage nur noch für Eingeweihte als Fußballplatz identifizierbaren Brachfläche am Rötterhoverbaum spielte einmal der VfB Borbeck. Die Gründung am 09.09.1919 ging auf die Initiative von Lehrer Loeker zurück, der vor allem der Jugend etwas Gutes durch Sport tun wollte. Immer noch zu besichtigen ist die Gaststätte Kaldenhoff an der Aktienstraße, in dem der VfB Borbeck aus der Taufe gehoben wurde: Reisende in Richtung Mülheim/Ruhr werden auf der rechten Seite bestimmt schon einmal ein Wandgemälde der berühmten Szene aus Lee Marvins großartigem Western Cat Ballou wahrgenommen haben. Genau dort ging es los für unseren heutigen Club.
Auf dem von Bauer Lohmann bereitgestellten Platz gleich hinter der Wirtschaft kämpften die in violett-schwarz gekleideten Borbecker fortan um Punkte, Siege und Meisterschaften, von denen es vor allem in der Jugend einige zu feiern gab. Über die Senioren ist nicht mehr viel im Netz zu finden: In den 1920er Jahren war der VfB Borbeck in der B-Klasse der Essener Gauliga beheimatet, in den 1980er Jahren taucht er in der Kreisliga A auf.
1976 kam erstmals die Idee einer Fusion mit dem SC Grün-Weiß Schönebeck auf, der wenig später einen neuen Platz an der Ardelhütte erhielt. Die Idee wurde verworfen, doch als 1983 ein zweiter Platz an der Ardelhütte entstand, verließ der VfB Borbeck den Rötterhoverbaum. Die alte Anlage wurde noch für landwirtschaftliche Zwecke benutzt, verfiel dann aber schnell in den gegenwärtigen Zustand. Die Fusion der Nachbarvereine erfolgte zum Millennium schließlich doch noch, und die SG Essen-Schönebeck 19/69 wurde gegründet. Vom VfB Borbeck blieb neben der 19 vor allem das Violett, in dem heute auch das Aushängeschild des Clubs in der Frauen-Bundesliga aufläuft.
Der letzte regional bedeutende Spieler, der aus der Jugend des VfB Borbeck 1919 hervorging, ist Thomas Grefen, der bei der SSVg. Velbert jahrelange eine feste Oberliga-Größe und in der Saison 2003/2004 auch siebenmal für den ETB Schwarz-Weiß als Torwart am Ball war. |
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Fotos: cso |
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